SchreiBaby – wie kann es dazu kommen?

Traumatischer Stress ist „zuviel Stress“, der vom System nicht gehalten und integriert werden kann. Wieviel Stress man aushalten kann, hängt von der individuellen Resilienz ab. Mütter oder Väter mit traumatischem Stress sind emotional oft weniger stabil und z.B. schneller genervt, traurig oder angespannt, was sich schon auf das Ungeborene auswirken kann.

 

Stressvorkommen vor der Geburt

Wenn die werdende Mutter z.B. dauerhaft Angst hat oder sehr nervös ist, spannt sich die Bauchdecke an. Da das Fruchtwasser nicht komprimierbar ist, entsteht Druck auf den Fötus und es zieht sich zusammen. Wissenschaftlichen Studien zufolge reift das Gehirn jedoch mit der Motorik des Fötus. Eine mögliche Folge davon können Entwicklungsverzögerungen und weniger Resilienz sein. So geben Eltern das eigene Stressvolumen sowie dessen Verarbeitungsmöglichkeiten an den Nachwuchs weiter.

 

Stressvorkommen nach der Geburt

Neugeborene können sich zunächst nicht selbst regulieren, sondern tun dies durch Spiegelneuronen, d.h. sie lernen anhand der klaren Reaktion oder des Gesichtsausdrucks der Bezugsperson, wie ein Erlebnis zu bewerten ist, also wie sie damit umgehen. Bezugspersonen mit zu hohem Stressniveau verhalten sich oft entweder so, dass sie  widersprüchliche emotionale Signale aussenden, z.B. nehmen sie zwar ihr Kind auf den Arm, weisen es aber gleichzeitig verbal zurück oder „überreagieren“. Das Nervensystem des Babys kann dadurch schnell überfordert sein und es lernt nicht situationsadäquat zu reagieren, z.B. kann es vielleicht abends nicht in die Entspannung (Schlaf) finden oder später in der Schule nicht „stillzusitzen“.

 

Was passiert bei zu viel Stress im Gehirn des Babys?

Das Kind spiegelt den ambivalenten oder vermeidenden Zustand seiner Bezugspersonen und bleibt damit in erhöhter Unruhe und vegetativer Erregung. Epigenetische Studien zeigen (z.B. Kaskadentheorie von Teicher, 2000), dass frühe massive Stresserfahrungen das Stress-Reaktionssystem im Gehirn von Grund auf verändern. So werden der präfrontale Cortex, der Balken und v.a. die linke Großhirnhälfte im Aufbau geschädigt und die Amygdala im Limbischen System bleibt andauernd alarmiert (Hyperarousal). Störungen im Essverhalten, in der Regulation oder auch im Schlafverhalten können dadurch ausgelöst werden und die ganze weitere Entwicklung des Kindes negativ beeinflussen.

 

Das Kind ist also abhängig von seiner Bezugsperson und kann nicht bestimmen, ob und wie es von einem unangenehmen in einen angenehmen Zustand kommt. Schreien ist dabei oft ein verzweifelter Versuch des Babys, die unregulierbare Spannung nach außen zu signalisieren und abzuführen. Das Schreien wiederum kann Traumaerinnerungen aus der Kindheit der Eltern und deren erlebtes Bindungsmuster wachrufen und sie reagieren darauf desorientiert, verwirrt oder geängstigt. Das Baby wird unbewusst zur Gefahr, sie halten es auf Abstand, vermeiden Blickkontakt, begrüßen es nicht nach Trennung, sind in sich versunken oder für die Signale des Kindes nicht erreichbar. Das Baby erhält dadurch nicht ausreichend oder gar keinen Schutz von seinen Bindungspersonen.

Seelischer Schmerz wird wie körperlicher Schmerz verarbeitet. Die Kinder können als Reaktion auf solche Zustände körperliche Schmerzen bekommen, aber auch Gefühle von Panik, Wut, Ekel, Scham, Ohnmacht, Hilflosigkeit oder Rage.

 

Mein Arbeitsansatz

Das familiäre Bindungssystem fängt gerade erst an, sich zu entwickeln. Die Krisensituation ist akut und noch nicht chronifiziert. Die Stress- und Bindungsmuster können sich somit wieder verändern.

Meine Arbeit mit Babys und ihren Eltern konzentriert sich vor allem auf Emotionen und das Körpererleben. Ein Schwerpunkt liegt auf der Arbeit mit dem vegetativen Nervensystem, speziell dem ventralen Vagus (parasympathisch), der für die Entspannung und das soziale Miteinander zuständig ist.

Dadurch und durch die Vermittlung von Fachwissen können in Konfliktsituation die eigenen Reaktionen sowie Emotionen in der gesamten Familie besser verstanden werden.

 

Die Kinder sollten vor der ersten Sitzung medizinisch untersucht worden und damit ein medizinisches Leiden ausgeschlossen sein.